Mit dem Recht, Märkte abhalten zu dürfen, wurde den gewerbetreibenden Einwohnern Marktzeulns durch die jeweilige Obrigkeit die Möglichkeit eingeräumt, ihre Produkte und Waren auch überörtlich
    anzubieten und damit ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dies wiederum
    kam der Marktgemeinde ebenfalls zugute, die durch entsprechende Umlagen auf die Gewerbetreibenden außergewöhnliche Belastungen des Gemeindefonds ausgleichen konnte.
    Das Marktrecht durfte zunächst nur sporadisch ausgeübt werden und wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert. So wurden am 11. September 1630, also
    mitten im Dreißigjährigen Krieg, von Johann Georg (Fuchs von Dornheim), Bischof zu Harnberg und Domprobst zu Würzburg, zwei weitere Märkte für den Sonntag 14 Tage nach Trinitatis und den Sonntag
    Matthie gewährt. Am 28.September 1682 verlieh Peter Philipp (von Dernbach), Bischof zu Harnberg und Würzburg, des hl. römischen Reiches Fürst und Herzog von Franken, auf St. Thomas
    Apostel und St. Josefstag zwei weitere Märkte, wobei letzterer, da Josefi kein Feiertag war, auf Philippi und Jakobi am 1. Mai übertragen wurde. Am 21. Oktober 1706 genehmigte Lotbar Pranz (Graf
    von Schönborn), Erzbischof zu Mainz, des hl. römischen Reiches Kanzler und Kurfürst, Bischof zu Bamberg, für den Sonntag Reminiscere (in der FastenzeiO und den Martini-Tag zwei zusätzliche
    Märkte. So entfiel im Laufe der Zeit auf jeden Monat ein Markt, auf die Weihnachts- und Osterzeit jeweils ein zusätzlicher, insgesamt wurden also 14 Märkte im Jahr abgehalten. Diese Tradition
    wurde bis zum heutigen Tage beibehalten, wobei ursprünglich auf kirchliche Feiertage festgelegte Märkte später auf Sonntage verlegt wurden. In den Jahren 1834-1837 mußte die Marktgemeinde um die
    Beibehaltung dieser Märkte kämpfen, da die Nachbargemeinden Redwitz, Marktgraitz und Burgkunstadt bei der königlich bayrischen Regierung versuchten, dieses Recht
    zu ihren eigenen Gunsten einzuschränken. Natürlich unterlagen auch die Märkte in Marktzeuln dem
    Wandel der Zeit. Gelangten die auswärtigen Besucher und Fieranten ehemals mit Pferde- und Handwagen, mit Tragkörben und Kisten, seit über 120 Jahren auch mit der Eisenbahn nach Marktzeuln, steht
    heute das Auto im Mittelpunkt der Mobilität. Dieser Tatsache mußte die
    Marktgemeinde bereits im Jahre 1965 entsprechen und damals den Markt vom malerischen Flecken in die ruhigere heutige Marktstraße mit ihren Nebenstraßen verlegen. Der heute an den Markttagen zu
    verzeichnende Zustrom an PKW bewegt sich aus allen Himmelsrichtungen auf Marktzeuln zu und bereitet der Marktgemeinde und ihren Einwohnern hinsichtlich der Parkprobleme so manches
    Kopfzerbrechen.
    In seiner Facharbeit zum Thema "Der Monatsmarkt in Marktzeuln im Beziehungsgefüge zu seinem
    Umland" stellte der Marktzeulner Abiturient Torsten Habermann im Jahre 1993/94 fest, daß nur ca. 40% aller PKW aus dem Landkreis Lichtenfels stammen. Der Rest verteilt sich auf die
    verschiedensten Landkreise, ca. 10 % kommen aus Thüringen, wodurch auch die positive Auswirkung
    des Falles der innerdeutschen Grenze dokumentiert wird. Die Facharbeit kommt weiterhin, basierend auf 1993 an zwei Markttagenjeweils am Vor- und Nachmittag durchgeführten Zählungen der auf den
    zur Verfügung stehenden Parkflächen abgestellten PKW, zu der statistisch
    begründbaren Aussage, daß an einem Markttag zwischen 2500 und 3000 Autos die Besucher nach Marktzeuln bringen. Dabei wird eine durchschnittliche Parkdauer von bis zu 2 Stunden zugrunde gelegt. An
    einem Markttag im Oktober 1993 wurde auch die Anzahl der Marktbesucher statistisch erlaßt. Das erstaunliche Ergebnis von ca. 12 500 Personen beinhaltet natürlich auch die Marktzeulner Einwohner
    und die Besucher aus den direkten Nachbargemeinden, die infolge der Parkplatzsituation in vielen Fällen zu Fuß den Markt anstreben.
    Auch das Warenangebot hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Waren ehemals überwiegend selbst hergestellte Waren und Produkte, so ist heute bis auf wenige Ausnahmen das reine
    Handelsgeschäft dominierend. Dabei reicht das Angebot von Obst und Gemüse über Gärtnereiprodukte
    bis hin zum Handel mit Haushaltsgegenständen, Gardinen und Bekleidungsartikeln. Gewürz- und Speisenstände, Stände mit Modeschmuck, Spielwaren und modernen Accessoires sowie der "Billige Jakob"
    und andere ihre Produkte lautstark anbietenden Marktkaufleute vervollständigen und bereichern ebenfalls das Marktgeschehen. Durch die Hinwendung zum Auto hat sich auch der
    Einzugsbereich der Fieranten wesentlich verändert. Nochmals den Untersuchungen der vorgenannten Facharbeit folgend, kann festgestellt werden, daß heute die Fieranten aus dem gesamten
    Bundesgebiet, von Oberbayern bis Niedersachsen, von Rheinland-Pfalz bis Sachsen, gerne
    nach Marktzeuln kommen und ihre Geschäfte abwickeln. Mit den vorstehenden kurzgefaßten Ausführungen kann nur angedeutet werden, welche vielschichtigen EntwickIungen in den 425 Jahren auf das
    Marktgeschehen in Marktzeuln eingewirkt haben. Zählt man hier noch politische Wirren und Kriege sowie wirtschaftliche Rezessionen und Blütezeiten hinzu, so ist es schon bemerkenswert, daß
    beialldiesen durchaus nicht immer positiven Einflußfaktoren der Zeulner Markt seine Anziehungskraft trotz der Konkurrenz durch Supermärkte, Kaufhäuser und Ladenketten
    nie verloren hat. Viele Besucher bevorzugen offensichtlich das besondere "Flair" eines Marktbummels. Die Herzlichkeit, mit der die Fieranten ihren Kunden gegenübertreten,
    überträgt sich auf eine lockere, gelöste Atmosphäre im gesamten Marktbereich. Heute steht den Marktkaufleuten für 110 Stände ein Marktareal von ca. 1000 laufenden Metern zur Verfügung. Von
    diesen Ständen werden 90 mit Jahresverträgen vergeben. Um die restlichen 20 Stände bewerben sich monatlich zwischen 80 und 100 Marktkaufleute. Besonders herausgestellt werden muß aber, daß nicht
    die Quantität im Mittelpunkt des Marktzeulner Marktgeschehens steht, sondern vielmehr die Qualität. Dies wird schon bei der Vergabe der Standplätze berücksichtigt und findet seinen Niederschlag
    in der auch von den Fieranten anerkannten guten Organisation des Marktes. Der hohe Qualitätsstand des Zeulner Marktes und seiner Fieranten spiegelt sich auch in einer von der Marktgemeinde aus
    Anlaß des 425jährigen Jubiläums durchgeführten Untersuchung
    wider. Dabei hat sich ergeben, daß ca. 50% der Stamm-Marktkaufleute mit ihren Vorgängergenerationen seit über 25 Jahren regelmäßig auf dem Markt in Marktzeuln ihr Geschäft betreiben, 3 Fieranten
    sogar schon länger als 50 Jahre.
